Widerstand fördert Kreativität.
Leben verfolgt rastlos eine Absicht.
Mangel macht Experten.


Von Zeit zu Zeit verspüre ich die Lust, Leben in einem anderen Kosmos zu betrachten. Dann lege ich mir einen Tropfen Pfütze unter das Mikroskop und bewundere mit Kinderaugen, wie Einzeller rastlos umher schwimmen. Es sieht aus, als würden sie eine Absicht verfolgen. Stillstand ist keine Option! Die Vorstellung, dass ich selber aus über 100 Milliarden solcher «Einzeller» zusammengesetzt bin und somit als Kollektiv existiere, bringt mich ins Grübeln. 

Alles was lebt, ob Bakterium oder Sonnenblume, Mücke oder Elefant, alle lebenden Wesen, inklusive dir und mir, sind «Entitäten». Das heisst: existierend, seiend, sich organisierend und erhaltend. Der Unterschied zwischen mir und einer Mücke ist grundsätzlich nur die Anzahl Zellen, die damit verbundene Komplexität und welche Informationen aus der Bibliothek des Lebens (DNA) in die Realität übersetzt werden. 

Diese Bibliothek des Lebens teilen wir mit allem was je existiert hat. Wir Menschen haben dieser Bibliothek als letzter Spross gerade eben zwei, drei illustrierte Zeitschriften beigesteuert. Oft wird erzählt, dass wir 95% der DNA mit Menschenaffen teilen. Krasser ist die Tatsache, dass wir über 80% unserer DNA mit einer Hefekultur teilen. Mir wird bewusst, unsere Sonderstellung in der Evolution schmilzt wie die Eiskappen der Arktis…

Zurück zum Einzeller unter meinem Mikroskop. Zwei Worte hallen noch in meinen Ohren: Absicht und rastlos. Meine Erkenntnis: Alle Lebewesen verfolgen rastlos eine Absicht – ohne zu hinterfragen!

Wenn Mikrobiologen im Labor Gen-Sequenzen aufsetzen, wollen sie ergründen, wie sich die Sequenzen von Generation zu Generation weiterentwickeln, oder besser: wie kreativ geht die Sequenz mit dem Erfinden von neuen «Mustern» vor? Das erfüllt sie vor allem dann gut, wenn die Laborantin die UrBestandteile der Biomasse nahezu an ihre Existenz-Grenze drückt. Meine Erkenntnis: erst wenn es ans Lebendige geht, bewegt sich was. Aha!

Auf der Ebene der Zelle unterscheiden sich Pflanzen kaum. Und doch: die Brennnessel und die Kaktus könnten nicht unterschiedlicher sein. Da wo Brennnesseln wachsen, sind Böden arm an Mineralien, der Kaktus fehlt es an Wasser. Beide entnehmen der Bibliothek des Lebens das Wissen, um ihren Mangel zu beheben. So wird die Brennnessel über Jahrtausende Expertin im speichern von Mineralien, der Kaktus Wasserspeicher-Überlebenskünstlerin. Meine Erkenntnis: Lebewesen überwinden ihren Mangel und werden Experten. Das gibt mir eine komplett neue Perspektive… 

Könnte es sein, dass auch du und ich, wir alle Experten sind? Verfolge ich, ohne es zu wissen, unbewusst eine bestimmte Absicht? Rastlos? …und weshalb scheue ich Widerstand wie der Teufel das Weihwasser? Tatsache ist: das Leben handelt vom Handeln! Nicht vom behandelt werden…